©aimée blaskovic
A stranger is a friend, you haven’t met yet

Wie wäre es, sich mit dem Burgtheaterdirektor über Lampenfieber zu unterhalten, einen Gefängnisseelsorger der Islamischen Glaubensgemeinschaft nach seiner Arbeit mit Inhaftierten zu befragen oder mit einer Vertreterin der Letzten Generation darüber zu sprechen, warum sie demonstriert? Und das, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Die „Living Library“ an der HLMW9 ermöglichte genau solche anregenden Gespräche.

Am 25. Mai 2024 fand das Ethikprojekt „Living Library“ statt, das von der Fachgruppe Ethik organisiert und durchgeführt wurde. Zwei Stunden lang durften die Schüler*innen Personen aus unterschiedlichsten Kontexten zuhören und mit ihnen ins Gespräch kommen.

Das Konzept der „Living Library“ kommt aus Dänemark und sollte ursprünglich ein Ort für Jugendliche sein, an dem sie sich mit Gewalt und Gewaltprävention auseinandersetzen konnten. Mittlerweile wird es eingesetzt, um eine direkte Kommunikation mit Menschen zu schaffen, denen Jugendliche in ihrem Alltag nicht begegnen. So soll ein Dialog über unterschiedlichste Themen entstehen. Häufig werden Vertreter*innen verschiedener Minderheiten eingeladen, um die Lebensrealitäten besser nachvollziehen zu können. Aber auch Menschen der Mehrheitsgesellschaft haben spannende Geschichten zu erzählen, aus denen Jugendliche lernen können. 

Unter diesem Gesichtspunkt wurde auch das Projekt an der HLMW9 durchgeführt. Verschiedenste Menschen wie Mitglieder der Gruppe „Last Generation“, Mitarbeiter*innen der Young Caritas sowie einem Frauenhaus erzählten von ihrem Leben und ihrer Arbeit. Religiöse Vertreter aus unterschiedlichen Religionsgemeinschaften waren zu Gast, wie Priester (Christentum), ein Rabbiner (Judentum) und ein Imam (Islam). 

Besonders spannend waren auch die Gespräche mit Burgtheaterdirektor Martin Kušej, der die weite Welt der Kunst und Literatur den jungen Menschen näher gebracht hat. Für Modeinteressierte stand der Betreiber des kleinsten Couture-Hauses in Wien Rede und Antwort.

Insgesamt waren 13 Gäste eingeladen: Sarah Buchberger (Young Caritas), Goran Bugaric (Internationaler Modedesigner), Ramazan Demir (Gefängnis-Imam der Islamischen Glaubensgemeinschaft Österreich), Ida Dirnhofer (Last Generation), Schlomo Elieser Hofmeister (Gemeinderabbiner in Wien ), Andreas Kaiser (Pfarrer in der Gemeinde Stockerau), Martin Kušej (Theater- und Opernregisseur, Burgtheaterdirektor), Stanley Lawer (Pfarrer der Presbyterian Church of Ghana), Katharina Loisel-Thanmayer (Sozialarbeiterin für den „Weißen Ring“), Till Schmitt (Verein „Brotpiloten), Maria Schwendenwein (Gehörlosenseelsorgerin der Erzdiözese Wien) und Moritz Stroh (Universitätslektor interkultureller und interreligiöser Dialog).

Nach einer Begrüßung durch Direktor Johannes Töglhofer verteilten sich die eingeladenen Gäste auf verschiedene Tische. Die Schüler*innen der 1FHA, 2HKA, 2HMA und 2HMB wurden in Kleingruppen aufgeteilt und konnten 50 Minuten lang den eingeladenen Personen Fragen stellen und mit ihnen diskutieren. Anschließend wurde gewechselt und die Schüler*innen der 3HKA, 3HKB, 3HMA und 3HMB übernahmen die Plätze. Die besprochenen Themen waren so vielfältig wie die Personen, die eingeladen waren. Es wurde über Umweltschutz und Klimawandel, die eigene Identität, Zukunftsperspektiven sowie Zukunftschancen gesprochen. Aber auch der Umgang mit Krisen, sowie der Zugang zu den unterschiedlichsten Religionen wurden besprochen. Die großen Themen wie Liebe und Tod hatten genauso Platz wie alles, was dazwischen passiert. 

Die Schüler*innen waren interessiert an den verschiedensten Zugängen zu Beruf, Leben und Alltag und setzten das Motto der „Living Library“ (A stranger is a friend, you haven’t met yet) mit vielen spannenden Fragen um. 

Text: Magdalena Steger

Betreuende Lehrkräfte: Fachgruppe Ethik

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